Mir ist der 15. August immer noch als «s’Förschta Geburtstag» in Erinnerung. Der damalige Fürst Franz Josef II. feierte am 16. August seinen Geburtstag und am 15. August war der Feiertag Maria Himmelfahrt. So wurde 1940 der 15. August von der Regierung zum Staatsfeiertag erkoren und nach dem Tode von S.D. Fürst Franz Josef II. im Jahre 1989 beschloss der Landtag 1990, den Staatsfeiertag am 15. August beizubehalten. Der Staatsfeiertag wird dieses Jahr im Fürstentum Liechtenstein anders gefeiert als in den Jahren zuvor. Die Corona-Krise zwingt uns sozusagen dazu. Es gibt einen Staatsakt ohne Publikum, kein Volksfest und auch kein Feuerwerk.
S’Förschta Geburtstag
Als ich noch jung war, feierten wir am Feiertag Maria Himmelfahrt, am 15. August, den Geburtstag unseres Landesfürsten Franz Josef II. Mir ist dieser Tag, der heutige Staatsfeiertag, immer noch geläufig als «s’Förschta Geburtstag», an dem «s’Förschtafäscht» gefeiert wurde. Der Festtag begann mit einem Festgottesdienst in der Pfarrkirche St. Florin in Vaduz mit allen Honoratioren des Landes und der fürstlichen Familie. Alle Häuser waren beflaggt und am Abend gab es einen Umzug und einen Festakt auf dem Marktplatz mit Ansprachen des Bürgermeisters und des Landtagspräsidenten, mit Musik und Gesang. Zum Schluss bedankte sich S.D. Fürst Franz Josef immer kurz und bündig. Er war kein grosser Redner. Das lag ihm nicht. Die Fürstenkrone auf Tuas leuchtete schon damals und Höhenfeuer brannten und das Feuerwerk zum Abschluss der Feierlichkeiten mit dem Schriftzug «Für Gott, Fürst und Vaterland» als Symbol für den Zusammenhalt und die Zusammengehörigkeit bildete den würdigen Abschluss.
Die Geschichte des Staatsfeiertages
Ich zitiere aus dem Historischen Lexikon des Fürstentums Liechtenstein (Band 2) zum Stichwort «Staatsfeiertag». Donat Büchel schreibt: «1940 erhob die Regierung den 15. August (Maria Himmelfahrt), den Tag vor dem Geburtstag Fürst Franz Josefs II., zum Staatsfeiertag. Runde Fürstengeburtstage und Regierungsjubiläen waren schon zuvor Anlass für patriotische Feste und Feiern gewesen, einen liechtensteinischen Staatsfeiertag hatte es aber nicht gegeben.
Der Staatsfeiertag sollte auch ein gegen den Nationalsozialismus gerichtetes Zeichen der inneren Geschlossenheit von Fürst und Volk und des Selbständigkeitswillens der liechtensteinischen Bevölkerung sein. Mittelpunkt des Staatsfeiertages bildeten die Monarchie und der Fürst als Staatsoberhaupt (Fürstenfest). Ausdruck dieses Gedankens waren schon 1940 die am Ende des Feuerwerks auf Schloss Vaduz aufleuchtende Devise «Für Gott, Fürst und Vaterland», eine brennende Fürstenkrone auf Tuas, Höhenfeuer, das Singen der Volkshymne, patriotische Ansprachen und die Beflaggung der Häuser: diese Elemente bestehen bis heute. Der politische Gedanke trat mit der Zeit in den Hintergrund. Lange fanden in jeder Gemeinde ein Hochamt und weitere Feierlichkeiten statt. Nur bei grossen Jubiläen gab es zum Staatsfeiertag eine zentrale Veranstaltung in Vaduz, 1963 erstmals auch ein Volksfest. Nach dem Tod Franz Josefs II. 1989 beschloss der Landtag 1990, den 15. August als Staatsfeiertag beizubehalten. Er steht seither nicht mehr im Zusammenhang mit dem Geburtstag des Fürsten, sondern soll laut Gesetz die Besinnung auf die staatlichen Grundwerte fördern und das Bewusstsein der Zusammengehörigkeit stärken. Seit 1991 wird der Staatsfeiertag mit einem zentralen Festgottesdienst (bis 2010) und Ansprachen auf der Schlosswiese beim Schloss begangen.»
Staatsfeiertag 2020
Der Staatsfeiertag 2020 wird nicht im üblichen Rahmen durchgeführt. Die Corona-Krise macht den Organisatoren und vor allem der Bevölkerung einen Strich durch die Rechnung. Der Staatsakt findet nicht, wie sonst üblich, auf der Schlosswiese statt, sondern um 11:30 Uhr im Rosengarten mit Ansprachen von S.D. Erbprinz Alois und Landtagspräsident Albert Frick, aber ohne Gäste aus dem In- und Ausland. Der Staatsakt wird jedoch im Landeskanal übertragen. Das Volksfest entfällt ebenfalls und auch das Feuerwerk. Aber das Schloss wird beleuchtet, die Höhenfeuer werden entzündet und die Fürstenkrone wird von Tuas herab leuchten. Die Organisatoren empfehlen zudem, den Staatsfeiertag dieses Jahr zuhause im Familien- und Freundeskreis zu feiern.
Ausserdem haben zahlreiche Gastronomiebetriebe, die unter der Corona-Krise besonders zu leiden haben, aufgrund der geltenden COVID 19-Massnahmen ihr Angebot angepasst und laden ihre Gäste am 15. August zu einem besonderen «Staatsfeiertag 2020 Menü» ein oder verwöhnen sie mit feinem Essen als Take Away und/oder Lieferservice. Das Kunstmuseum Liechtenstein mit der Hilti Art Foundation, das Liechtensteinische LandesMuseum und das Liechtensteinische PostMuseum können am Staatsfeiertag von den Besucherinnen und Besuchern bei freiem Eintritt besucht werden.
60PLUS wünscht allen einen schönen und besonderen Staatsfeiertag!