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60Plus | Lebensqualität | August, 2020
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Staunend im Eiland der Drachen und Riesenschildkröten

Reisebericht von Sven Beham

Sven Beham und Brigitte Entner haben ihren Traum Wirklichkeit werden lassen und tauchten ein in die Welt und Wellen der Galapagosinseln rund 1000 Kilometer vor der Küste Ecuadors mitten im Pazifik. Sven Beham berichtet von dieser einmaligen Reise zu einem Archipel mit einer Flora und Fauna, die nur da zu finden ist. Ihre Reise in eine fast noch urzeitliche Welt der Echsen und Riesenschildkröten dauerte vom 3. bis zum 20. Februar 2020. Später wäre es wegen der Coronakrise nicht mehr möglich gewesen.

Lesen Sie nachstehend den Beitrag von Sven Beham.

Via Ecuador in eine Welt wie aus der Urzeit

Lange schon war es unser Traum, das abgelegene Archipel westlich von Ecuador zu besuchen – die Galápagos-Inseln. Immer wieder wird in faszinierenden Berichten diese besondere Inselgruppe mit wundervollen Bildern gezeigt. So wächst unser Wunsch, selbstdie Reise, in die für lange Zeit vom Rest der Welt vergessene Welt zu unternehmen.

Nach einigen Abklärungen beschlossen wir, unser Abenteuer selbst zu planen. Dank Internet war das Galápagos-Paket mit allen Flügen und Übernachtungen «online» geschnürt.

Unser Ziel ist das Inselarchipel. Die Hafenstadt Guayaquil auf dem Ecuadorianischen Festland wird lediglich zur Anreise angeflogen. Von dieser Millionenmetropole, der grössten Ecuadors, startet anderntags der Flug tausend Kilometer westlich zu jenen Inseln, die mit dem grossen Forscher und Entdecker Charles Darwin fest verknüpft sind.

Von den doch 130 Inseln, ist der kleinere Teil bewohnt und noch weniger sind für den Tourismus geöffnet. Unser Plan ist, Isla de San Cristobal, Isla Santa Cruz sowie als Abschluss die grösste Insel, Isabela zu besuchen.

Beliebt sind auch mehrtägige Bootskreuzfahrten im Inselarchipel. Wir haben uns für die Land-Variante entschieden, wobei die Bootsreisenden doch noch an verborgenere Winkel des abgeschiedenen Paradieses gelangen – dafür haben wir (meistens) festen Boden unter den Füssen.

Vom kleinen Flughafen ist es dann eine kurze Fahrt zum Städtchen oder vielmehr Dörfchen Puerto Baquerizo Moreno, in dem wir direkt an der Uferpromenade unser Hotel bezogen. Kaum ist dies geschehen, geht es hinaus auf die Hafenmole und überall liegen friedlich und träge die Seelöwen, ob mitten auf dem Gehweg, auf Treppen und auch auf und unter Sitzbänken.

Ankommen im Reich der Robben und Echsen

In Isla de San Cristobal gelandet, erlebten wir die ersten ernsthaften Covid-19 Kontrollen auf unserer Reise. Vom kleinen Flughafen ist es dann eine kurze Fahrt zum Städtchen oder vielmehr Dörfchen Puerto Baquerizo Moreno, in dem wir direkt an der Uferpromenade unser Hotel bezogen. Kaum ist dies geschehen, geht es hinaus auf die Hafenmole und überall liegen friedlich und träge die Seelöwen, ob mitten auf dem Gehweg, auf Treppen und auch auf und unter Sitzbänken. Die auf dem Archipel heimischen Robben gehören fest zum Bild dieses Ortes ebenso wie die kleinen Cafés, Restaurants und Touristengeschäfte an der Uferpromenade – so manches der Häuser ist verfallen oder nie fertig gebaut, alles gibt ein Bild des Gemächlichen, dabei ist diese doch eher kleine, unscheinbare Insel der Hauptort mit der Verwaltung und den Behörden des Galápagos-Archipels.

Mit einem kurzen Marsch ist vieles in der Umgebung zu erkunden und zu entdecken, wie der Strand von Punta Carola oder das Wissenschaftszentrum «Centro de Interpretacion».

Viele Schautafeln geben einen guten historischen Überblick zu den Galapagosinseln und ganz in der Nähe beim Playa Mann ist das bei den Insulanern beliebte Lokal «Delicias del Mar». Köstliche, authentische Fischgerichte erfreuen die meist einheimischen Gäste.

Was Charles Darwin weitgehend verborgen blieb – die Faszinierende Unterwasserwelt

Eine Bootstour zu einer der Insel vorgelagerten markanten Felsformation «Leon Dormido» (der schlafende Löwe) ist das Ziel für Sporttaucher, so wie die Galápagosinseln überhaupt zu den schönsten und faszinierendsten Tauchgründen der Welt gehören. Die wechselnden, grossen Meeresströmungen sind der Grund einer einzigartigen Artenvielfalt unter Wasser, wobei Grossfische und Wale in der «kalten» Jahreszeit vor den Inseln anzutreffen sind. Wir waren im Februar zu Beginn der wärmeren Saison auf den Inseln. Dies erlaubt das Baden und angenehmeres Tauchen – denn trotz unmittelbarer Nähe zum Äquator ist es in der «kalten» Jahreszeit recht frisch, besonders unter Wasser. Der Tauchausflug belohnte uns mit einem riesigen Schwarm Schwarzflossen Makrelen, der uns so einbettete, wie in das Dunkel einer unbekannten Höhle …

San Christobal – Zwischen unberührter Natur und emsigen Inselleben

Nach fünf Tagen geht die Reise frühmorgens weiter zu unserem nächsten Eiland, Santa Cruz. Mit einem nicht allzu grossen Boot, angepeitscht von umso mächtigeren Aussenbordmotoren, donnern wir zu der Insel, um nach drei Stunden Überfahrt Poerto  Ayora zu erreichen.

Wie erstaunt wir waren, nach dem beschaulichen San Christobal in dem pulsierenden Hafenstädchen anzukommen. Gefühlte hundert Boote und Bötchen sausen über das Wasser, sammeln Touristen ein oder bringen diese auf eines der vielen Schiffe, welche im Hafen ankern. Und kaum festen Boden unter den Füssen geht die Hektik weiter: Autos, Hupen, Händler lärmen um die Wette, der ganze Ort ist auf fremde Gäste eingestellt. Jede Menge Restaurants, Bars, Boutiquen und Touristenbüros hoffen auf Kundschaft.

Und das ist der Fischmarkt von Santa Cruz, wobei Fischmarkt übertrieben ist, eine gemauerte, grössere Theke, direkt an einer kleinen Mole, an der die Fischerboote anlegen, um ihren Fang dann an Ort und Stelle zu tranchieren und zu verkaufen – wild geht es da zu und her, Fischer, Kunden, Touristen, Robben, Pelikane, Leguane und Möwen drängen sich auf kleinem Raum.

Etwas zurückgesetzt finden wir unser Hotel, ein Juwel der Ruhe, ein Ort zum Wohlfühlen und ausspannen – doch schon wartet Neues auf uns, was entdeckt werden will.  Und das ist der Fischmarkt von Santa Cruz, wobei Fischmarkt übertrieben ist, eine gemauerte, grössere Theke, direkt an einer kleinen Mole, an der die Fischerboote anlegen, um ihren Fang dann an Ort und Stelle zu tranchieren und zu verkaufen – wild geht es da zu und her, Fischer, Kunden, Touristen, Robben, Pelikane, Leguane und Möwen drängen sich auf kleinem Raum. Ein kurzweiliges Treiben, und alle wollen vom Fang was abkriegen, Fisch für den Kunden, Fischreste für Robben und Pelikan, Fotomotive für die Zaungäste, es ist ein buntes Treiben.

Die Charles Darwin Scientific Station ist ein weiteres Ziel auf der Insel, gut zu Fuss erreichbar, und nah an kleinen Stränden die von Iguanas, den urtypischen Inselechsen reichlich bevölkert sind. Hier gibt es viel zu erfahren über die besondere Tier- und Pflanzenwelt der Galápagosinseln. Mit hohem Aufwand und hochprofessionell wird die meist endemische Flora und Fauna der Inseln, beobachtet, erforscht, gehegt, aufgezüchtet und wieder ausgewildert. Waren doch die berühmten Galápagos-Schildkröten bereits kurz vor dem Aussterben.

Umso mehr ist es ein Erlebnis diese ruhigen, friedlichen Giganten im Inselinneren, in freier Wildbahn zu entdecken und zu beobachten. Eine weitere Besonderheit in diesem Reich der Riesenschildkröten ist ein schroffer, kühler Lavatunnel, der zum durchlaufen einlädt.

Los Gemlos, zwei mächtige Krater am höchsten Punkt der Insel zeigen beeindruckende Vertiefungen, die allerdings keinen vulkanischen Ursprung haben.

Weitere Besonderheiten hat Santa Cruz für uns parat, zum Einen den Galápagos-Beach an der Tortuga Bay. Vom Städtchen weg führt ein langer, schmaler, gemauerter Steinweg durch die Vegetation voll Kakteen und Sukkulenten, zu einem endlos, langen Sandstrand an dessen Gestaden unentwegt die Wellen des Pazifiks donnern.

Nebeneinander, übereinander liegend scheinen diese die Nähe von Artgenossen zu lieben.

Eine grosse Kolonie von Iguanas bevölkert diesen Strand, schwimmend, krabbelnd und dösend, sind diese urigen, relaxten Meerechsen überall zu sehen. Nebeneinander, übereinander liegend scheinen diese die Nähe von Artgenossen zu lieben. Es ist faszinierend diese Urzeittiere zu beobachten, die mal langsam und dann wieder ganz flink unterwegs sind.

Eindrücklich war das Taucherlebnis bei den Gordon Rocks, ebenfalls eine Felsengruppe, die östlich vor der Insel, einsam aus dem Meer ragt. Nach einer langen, rauen Bootsfahrt, ging es dort für zwei Tauchgänge unter Wasser. Eine Gruppe stolze Hammerhaie und majestätisch, schwebender Manta-Rochen belohnten uns für die holprige Anfahrt.

Isla Isabela grösste der Inseln – ein einziges Dorf und gigantische Natur

Und schon wartet die dritte und letzte Insel auf uns. Nach fünf Tagen brechen wir auf Richtung Isla Isabela, der grössten aller Galápagos-Inseln – dabei ist diese kaum bewohnt, es gibt lediglich das Städtchen oder auch hier, vielmehr das Dorf «Puerto Villamil».

Unser pittoreskes Hotel liegt direkt am weissen Sandstrand, bei Flut hat die Brandung nicht mehr weit bis in die kleine Lobby, doch es sind eher die grossen Echsen die sich dorthinein verirren.

Eine Kirche, ein, zwei Lebensmittelhändler, ein Supermarkt, einige wenige Restaurants (alle mit der gleichen Speisekarte und den gleichen Preisen) ein Dorfplatz mit Denkmal und Kunstrasen sowie ein Kinderspielplatz, das war’s. Hier ist es markant ruhiger als auf Santa Cruz. Unser pittoreskes Hotel liegt direkt am weissen Sandstrand, bei Flut hat die Brandung nicht mehr weit bis in die kleine Lobby, doch es sind eher die grossen Echsen die sich dorthinein verirren.

Der Strand ist ein Eldorado für endlose Wanderungen, bei denen es immer wieder etwas zu entdecken gibt, was aus dem weissen Sand hervorschaut. Die erstarrte Vulkanlava welche ab und an den Strand durchbricht ist ein Tummelplatz für Leben aller Art, besonders die leuchtend roten Klippenkrabben bevölkern in grosser Zahl den schwarzen Lavastein.

Ein kurzer Spaziergang auf einem Holzsteg durch dichte Mangroven führt zum Schnorchler-Paradies Conche de Perla. Ein Pinguin und eine grünen Meeresschildkröte suchten vertraut unsere Nähe.

Ein weiter, langer Holzsteg entlang unberührter Natur, vorbei an Flamingos, Enten und Teichhühner bringt uns zum Centro Crianza Tortugas Gigantes. Dies ist eine weitere Aufzuchtstation für die Galápagos-Riesenschildkröten. Mit viel Umsicht und Aufwand werden dort aus kleinen Schildkrötenbabys die berühmten Galápagos-Riesenschildkröten.

Es gibt noch so vieles zu erzählen von diesem faszinierenden Labor der Evolution, welches uns immer wieder staunen liess über die Vielfalt und auch das Kuriose in Gottes Garten Eden – da sind noch die tanzenden Blaufusstölpel, die Fregattvögel mit ihren rot leuchtenden Kehlsäcken, die Lava-Reiher und Spottdrosseln und natürlich auch die sympathischen Ecuadorianer, welche die Inseln so besonders machen!

Beim Schreiben dieser Zeilen wird uns wieder bewusst, was für ein besonderer Flecken Erde 11 000 Kilometer westlich von Liechtenstein, hinter Ecuador im Südpazifik liegt!

Kurzporträt

Sven Beham, Jahrgang 1963. Aufgewachsen in Vaduz und Schaan. Wohnhaft in Ruggell. Ausbildung als Fach-Fotograf (Zürcher Hochschule der Künste). Fotografierte für die Industrie und Medien in Liechtenstein seit 2004 für das Landesmuseum, Vaduz sowie als freier Fotograf.