zurück
60Plus | Gesundheit | Juni, 2024
A A

Muss ich im Sommer wirklich 3 Liter am Tag trinken?

von Lukas Hinterhuber

Eine optimale Flüssigkeitszufuhr sorgt dafür, dass die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit erhalten bleibt. Die WHO gibt für ältere Menschen folgenden Richtwert vor: Mindestens 1,3 l Flüssigkeit am Tag (30 ml/kg Körpergewicht), an heissen Tagen mehr. Sollte es nicht besser noch mehr sein?

Warum viele Senioren oft zu wenig trinken

Es gibt verschiedene Gründe, warum ältere Menschen zu wenig trinken. Manche verspüren selten Durst, manche trinken gerade abends aus Angst vor nächtlichen Toilettengängen wenig. Im Krankenhaus hätten, so eine Studie, 37 % der Notfall-Patienten ab 65 Jahren bei Aufnahme eine Exsikkose gezeigt; 48 Stunden nach Aufnahme waren fast zwei Drittel von ihnen immer noch dehydriert [1]. Ähnliche Zahlen zeigen Untersuchungen im Pflegeheimen.

Ältere Menschen sollten möglichst den ganzen Tag über immer wieder trinken und sich dabei ein persönliches Trinkziel setzen. Dabei gibt es auch beispielsweise Erkrankungen (Herz zur Niere), bei denen der Arzt auch eine Trinkmengenbeschränkung empfehlen kann. Denn im ersten Fall lagern die Betroffenen mehr Wasser im Körper ein und im zweiten wäre die Niere überfordert.

Was passiert, wenn ich zu wenig trinke?

Durst regt zum Trinken an. Doch nicht immer ist auf diesen Sinn Verlass: Im höheren Alter unterdrückt der Körper das Durstempfinden. Ein Trick: auf die Farbe des Urins achten. Dunkel – zu wenig, sehr hell – zu viel getrunken.

Wer zu wenig trinkt, wird schneller müde. Der Grund dafür: Flüssigkeitsmangel entzieht dem Blut und dem Gewebe Wasser. Die Folge sind Kopfschmerzen, verringerte körperliche Leistungsfähigkeit oder Verstopfung. Weiters – und dies ist besonders bei Senioren wichtig – kann es zu vermehrten Stürzen und Unfällen, Vergesslichkeit und Übelkeit kommen. Schon nach wenigen Tagen kann ein starker Flüssigkeitsmangel zu Nierenversagen und Kreislaufversagen führen. Ganz ohne Flüssigkeit kommt ein Mensch nur zwei bis vier Tage aus.

Einfach mal wieder zum Hausarzt

Einfach zu erkennen – insbesondere für besorgte Angehörige – sind stehende Hautfalten (siehe Abbildung unten) oder
ein trockener Mund mit entsprechend veränderter Sprache. Hier kann es sich lohnen, bei Gelegenheit den Hausarzt aufzusuchen. Dieser kann die Medikamente des Patienten durchforsten (insbesondere Anticholinergika, Medikamente gegen Depressionen, Blutdruckmedikamente oder Diuretika). Im Sommer kann es sinnvoll sein, beispielsweise Diuretika oder Blutdruckmedikamente abzusetzen. Wer unsicher ist, kann auch ein Blutbild machen lassen. Anhand der Nierenwerte und der Blutsalze erkennt der Arzt sofort, ob der Körper mit ausreichend Flüssigkeit versorgt ist.

Kaffee, Tee und Alkohol – wie sieht es damit aus?

Kaffee und schwarzer Tee tragen auch zur Flüssigkeitszufuhr bei. Sie sind jedoch Genussmittel und enthalten aufputschende Stoffe wie Koffein und Theophyllin.

Koffein kann den Harndrang steigern und die Inkontinenz fördern. Bei Blasenschwäche und Problemen mit der Prostata kann das unangenehm sein. 3–4 Tassen Kaffee werden jedoch von den meisten Personen problemlos vertragen. Alkohol, und da erzähle ich nichts Neues, sollte verantwortungsbewusst konsumiert werden. Gerade bei älteren Personen kann jedoch ein Glas Alkohol zum Essen den Appetit anregen.

Welches Getränk ist am gesündesten?

Manchmal geht bei den Ratschlägen zur Trinkmenge vergessen, dass wir rund 20 bis 30 Prozent der täglich benötigten Wassermenge bereits mit dem Essen zu uns nehmen. Gurken bestehen fast nur aus Wasser. Apropos Wasser: Dies ist unangefochten das gesündeste Getränk, aber auch Kräuter- und Früchtetees (ohne Zucker) können den Wasserverlust ausgleichen und ebenso wie Säfte (1 Teil Saft und 3 Teile Wasser) den Durst löschen. Pures Wasser oder Tee lassen sich unkompliziert «aufpeppen», zum Beispiel mit einem Spritzer Saft von Limetten oder Zitronen, mit frischen Kräutern, Ingwer oder Früchten. Als neues Modegetränk scheint aktuell der sogenannte Switchel beliebt zu sein, insbesondere für Leute, die gerne vor dem Sommer noch ein paar Kilos verlieren möchten (aus Ingwer, Apfelessig, Zitronensaft, Honig und Wasser). Mehr jedoch dazu in einem späteren Artikel.

In diesem Sinne: Zum Wohl und komme Sie gut in den Sommer!