von Gemeindevorsteher Freddy Kaiser aus Mauren
Gerne komme ich der Anfrage der Redaktion des 60PLUS-Magazins nach, ein paar Gedanken zum 300-Jahr-Jubiläum des Fürstentums Liechtenstein darzulegen aus meiner persönlichen Sicht, aus der Perspektive als Gemeindevorsteher und aus Sicht des Landes.
Ich werfe gerade einen Blick auf die erste Karte Liechtensteins von Johann Jakob Heber, der zwei Jahre nach der Vereinigung der beiden Herrschaften Schellenberg und Vaduz zu einem Reichsfürstentum am 23. Januar 1719 auf Auftrag des Fürstenhauses in Wien das Fürstentum Liechtenstein erstmals kartographierte.
Sind 300 Jahre für einen Staat – ob er nun gross oder klein ist – ein jugendliches oder ein sehr fortgeschrittenes Alter? Rund um Liechtenstein gibt es so viele Staaten in Europa und auf der Welt, die in dieser Zeit aufgetaucht und wieder verschwunden sind, ihre Grenzen verändert haben, deren Staatsregime sich abrupt änderte. Ich werfe gerade einen Blick auf die erste Karte Liechtensteins von Johann Jakob Heber, der zwei Jahre nach der Vereinigung der beiden Herrschaften Schellenberg und Vaduz zu einem Reichsfürstentum am 23. Januar 1719 auf Auftrag des Fürstenhauses in Wien das Fürstentum Liechtenstein erstmals kartographierte. Es ist eine eigenwillige Karte, auf der der Rhein noch ungebändigt in Richtung Bodensee zog, und etwa ähnlich erging es damals den wenigen Einwohnern in diesem «neuen» Land.
300-Jahr-Jubiläum Fürstentum Liechtenstein aus persönlicher Sicht
Aber unser wirklich kleines Land behielt bis heute dieselben Grenzen, wurde von massgeblichen kriegerischen Einwirkungen verschont und entpuppte sich erst im letzten Viertel seines 300-jährigen Daseins in allen Lebensbereichen als ein Kleinod erster Güte. Der gesellschaftliche und wirtschaftliche Aufschwung sowie die Entwicklung zum heutigen Wohlergehen der Bevölkerung Liechtensteins in einem der bestfunktionierenden Staaten auf der Welt sind einmalig. Dieses Bewusstsein müssen wir uns immer wieder in Erinnerung rufen, denn es ist nicht selbstverständlich und in diesem Sinne ein besonderes Privileg, auf diesem einzigartigen Flecken der Erde geboren worden zu sein und leben zu dürfen.
Dies erfüllt mich mit Demut und tiefer Dankbarkeit. Nicht nur an Jubiläen müssen wir uns dies vor Augen führen, wir sollten dies täglich tun. Jubiläen sind jedoch zeitliche Meilensteine, an denen man sich ganz bewusst und mit besonderen Aktivitäten und Inputs an die eigenen Wurzeln, an die Geschichte, an die Entwicklung und auf die Errungenschaften besinnt. Nicht grosse Monumente verleihen unserem 300-Jahr-Jubiläum des Fürstentums Liechtenstein einen besonderen Platz bzw. Ausstrahlung, sondern unsere Einstellung, unsere Dankbarkeit und die weiterhin bestmöglichen Anstrengungen jedes Einzelnen für die gedeihliche Weiterentwicklung unseres Heimatlandes.
300-Jahr-Jubiläum Fürstentum Liechtenstein aus Sicht der Gemeinde
Im Februar 1999 fanden die Gemeinderatswahlen statt und ich hatte die Ehre, ebenfalls Mitglied des Maurer Gemeinderates zu werden. 1999 war gleichzeitig auch das grosse Jubiläumsjahr «300 Jahre Liechtensteiner Unterland 1699–1999». Vielleicht feiern und zelebrieren die Unterländer ihre «Geburtstage» ausgiebiger und intensiver, jedenfalls bleiben mir sehr viele Momente dieses Jubiläumsjahres – besonders «aus Maurer Sicht» – bis heute in lebendiger Erinnerung. Wenn ein Jubiläum eine solch prägende Wirkung hinterlässt, dann erfüllt es sein Ziel – nämlich die Menschen anzuregen, sich mit ihrer Historie, mit ihrer Lebenssituation, mit ihrer Heimat, mit ihrer Gemeinschaft und mit ihrem weiteren Zeitstrahl etwas intensiver, bewusster und auch kritisch zu befassen. Auf diese Weise sind in allen Unterländer Gemeinden in diesem Sinne Thinktanks angestossen worden und bleibende Projekte entstanden, die uns letztlich immer wieder an diesen Akt der «300-Jahrfeier unseres Liechtensteiner Unterlandes» erinnern. Ich erwähne dies auch deshalb, da diese Jubiläumsprojekte – wie z. B. das Senioren-Kolleg Liechtenstein, die legendären Videoaufnahmen «Die ältere Generation erzählt von früher», die Pflanzung von 300 Hochstammbäumen, die Setzung des ältesten Grenzzeichens Liechtensteins (eine Replik des Grenzsteins von 1693 bei der Theresienkirche in Schaanwald) oder das Wahrzeichen der «Murer Räba» im Zentrum von Mauren – in diesem Jahr auf jeweils 20-jährige Bestehensjubiläen blicken dürfen.
Und was viel wichtiger ist, sie haben sich zu bleibenden Zeitzeugen für künftige Generationen entwickelt. Wenn ich im laufenden Jahr als Gemeindevorsteher zusammen mit dem Gemeinderat sowie vielen Einwohnerinnen und Einwohnern unserer Gemeinde Mauren-Schaanwald die diversen Highlights des 300-Jahr-Jubiläums des Fürstentums Liechtenstein besuchte, tauchten in meinen Erinnerungen und in meiner Welt immer wieder diese Jubiläumsbilder von 1999 auf. Dies wünsche ich auch allen Liechtensteinerinnen und Liechtensteinern, dass sie das Jubiläumsjahr 2019 auf ähnliche Weise in nachhaltiger und bester Erinnerung behalten.
300-Jahr-Jubiläum Fürstentum Liechtenstein aus Sicht des Landes
Die Erfolgsgeschichte Liechtensteins basiert ganz wesentlich auf unserer einmaligen Staatsform mit dem Dualismus Fürst und Volk. Das 300-Jahr-Jubiläum unseres Heimatlandes ist für mich und für uns alle wieder einmal eine prädestinierte Gelegenheit, unser herausragendes Fürstenhaus zu würdigen und ihm einen sehr grossen Dank auszusprechen. Für mich ist das Zusammenwirken von Fürst und Volk, so wie dies in unserem Land seit Jahrzehnten äusserst erfolgreich gelebt wird, eine riesige Stärke. Der 300. Geburtstag des Fürstentums Liechtenstein spornt uns an, diese Symbiose und dieses Bekenntnis zum Fürstenhaus auch in Zukunft ins Zentrum zu stellen und den weiteren Weg mit gegenseitigem Respekt und Wertschätzung zu gehen.
Natürlich bin ich ein Landesbürger, doch in erster Linie bin ich ein begeisterter Maurer Bürger und möchte an dieser Stelle «aus Sicht des Landes» – wie dies die 60plus-Redaktion wünscht – zwei Besonderheiten aus Mauren hervorheben, auf die ich sehr stolz bin.
Unser Bekenntnis und unsere Wertschätzung des Fürstenhauses kann nicht besser ausgedrückt werden als mit der im Jahre 2013 installierten Büste des sehr beliebten und unvergessenen Fürsten Franz Josef II. an der Verzweigung der Fürst-Franz-Josef-Strasse und der Peter- und Paul-Strasse in Mauren. Franz Josef II. war zudem der erste Landesfürst, der in der 300-jährigen Geschichte Liechtensteins in unserem Land auf Schloss Vaduz Wohnsitz nahm. Welche stolze Gemeinde hat schon eine solch grossartige Verbindung mit dem Fürstenhaus?
Peter Kaiser war als Erzieher, Staatsbürger, Geschichtsschreiber und Politiker eine Persönlichkeit und Berühmtheit. Sein geschichtskundliches Werk «Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein» fasste die Entwicklung unseres Landes erstmals zusammen und stellte sie gleichzeitig in einen grösseren Zusammenhang.
Ein 300-Jahr-Jubiläum Fürstentum Liechtenstein kann nicht begangen werden, ohne auf den grossen Sohn aus Mauren und Liechtenstein zu sprechen zu kommen, nämlich Peter Kaiser (1793–1864). Dass ich ein Ur-, Ur-, Ur- Nachfahre von ihm bin und aus dieser Kaiser-Linie in Mauren vor mir bereits zwei Vorsteher entstammten, ist sicher nicht der Grund, dass ich ihn hier so prominent erwähne. Peter Kaiser war als Erzieher, Staatsbürger, Geschichtsschreiber und Politiker eine Persönlichkeit und Berühmtheit. Sein geschichtskundliches Werk «Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein» fasste die Entwicklung unseres Landes erstmals zusammen und stellte sie gleichzeitig in einen grösseren Zusammenhang. Fünf Jahre vor dem 150-Jahr-Jubiläum des Fürstentums Liechtenstein verstarb Peter Kaiser in Chur, wo er auch seine Ruhestätte fand. Ihm zu Ehren wurde das Areal zwischen dem Landtags- und Regierungsgebäude auf den Namen «Peter-Kaiser-Platz» getauft. Jubiläen inspirieren auch, sich mit bedeutenden Geschichtspersönlichkeiten Liechtensteins auseinanderzusetzen. Im heutigen Politjargon würde man Peter Kaisers damalige Rolle im Jahre 1848 als «Revolutionsführer» umschreiben; nur so viel: er galt dem Landvogt Menzinger als «Vorwisser und Urheber» der liechtensteinischen demokratischen Strömungen.