Von Mathias Ospelt
Mit der aktuellen Ausgabe des «60PLUS» beginnt eine neue kleine Reihe, in der jeweils eine Dorfmundart Liechtensteins kurz und ohne wissenschaftlichen Anspruch vorgestellt werden soll. Den Anfang hierzu macht die Unterländer Gemeinde Mauren.
In einem im Jahre 2011 im «Volksblatt» erschienenen Interview zum Maurer Dialekt erklärte der versierte Experte für fast alle Maurer Belange, der ehemalige Lehrer Adolf Marxer («Dökterle»): «Die Sprache im Unterland, insbesondere in Mauren, ist in ihrer Tonart sehr tief, ein geerdeter, sehr flacher und sehr breiter Dialekt.» Eine solche Aussage mag den ungeübten Dialekt-Hörer aus dem Oberland überraschen, denn – Hand aufs Herz! – sind nicht die meisten Oberländer der Meinung, es gäbe nur einen «Tschügger» Dialekt? Und sofort kommen die Sprüchlein mit dem «Marn am Marga varem Zmarga» und dem «gräsgröna Gräs» und schon schlägt man sich vergnügt auf den Schenkel.
Schellenberg liess er damals weg, da ihm die «Sprachweise» dieser Ortschaft «zu wenig bekannt» war.
Und doch, die Unterländer Dialekte unterscheiden sich. Genauso wie die Oberländer. Dabei gibt es zwei Hauptgruppen, die der 1881 nach Amerika emigrierte Pädagoge Philipp Albert Schaedler (1857–1929) im Jahre 1915 in «Unterländerisch» (Bendern, Gamprin und Ruggell) und «Eschnerbergerisch» (Eschen, Nendeln, Mauren und Schaanwald) unterteilte. Schellenberg liess er damals weg, da ihm die «Sprachweise» dieser Ortschaft «zu wenig bekannt» war. Der Schellenberger Dialekt lässt sich aber klar dem «Unterländerisch» zuordnen, selbst wenn er zuhinterst am Eschnerberg ansässig ist.
Doch auch innerhalb dieser beiden Gruppen gibt es Unterschiede. Für Mauren sind dabei die Unterschiede zu Eschen entscheidend. So zum Beispiel das Maurer «Lootera» (Leiter) im Gegensatz zum Eschner «Laatera». Auch scheint das «Muurerische» etwas nasaler als das Eschnerische und das «R» wird stärker betont. Diese Qualitäten ergeben sich allerdings nur beim Zuhören und nicht beim Lesen von Maurer Dialekt-Literatur. Einen wesentlichen Unterschied zwischen Oberländer und Unterländer Mundart wiederum macht die sogenannte Dehnung in offener Silbe aus. Als Beispiele seien hier «gschreba» und «gschreeba» erwähnt, «Stoba» und «Stooba» und «Rega» und «Reega».
Beispiele für Muurerisch
- Muurer Räba: Übername für die Maurerinnen und Maurer Räba: Weisse Rübe oder Herbstrübe
- an Oomer haa: Lust haben
- an Schlempa Hutt: ein Stück Haut
- a tschätters Wiib: eine gebrechliche Frau
- a Schmottera: eine Verletzung (z. B. Quetschung)
- ummasempara: trödeln
- taag: weich (z. B. bei Früchten)
- Treenza: Mistgabel
- Zbrenn: Zvieri (nachmittägliche Pausenmahlzeit)
- Klammarahuffa: Ameisenhaufen
Die Ausdrücke stammen aus dem Beitrag «Buab, nimm dr Schnoderfetza!» von Adolf Marxer und Herbert Oehri, erschienen in Band 3 der ausgezeichneten fünfbändigen Buchreihe «Menschen, Bilder & Geschichten – Mauren von 1800 bis heute» (Mauren 2008).