Schach – ein Generationensport für Geist und Körper
Schach ist weltweit bekannt und hat eine tiefe kulturelle Bedeutung erlangt. Schach (von persisch Schah = König) ist ein uraltes strategisches Brettspiel, gilt jedoch als Sportart (siehe Wikipedia unter dem Stichwort Schach). Schach wird auch in Liechtenstein schon lange gespielt, lange bevor es den Schachverband gab. Der Schachverband Liechtenstein feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Jubiläum. Gerold Schädler von Triesenberg feierte im September letzten Jahres seinen 70. Geburtstag und ist seit Oktober 2020 Präsident des Liechtensteinischen Schachverbandes. Wenn in Liechtenstein von Schach die Rede ist, dann fällt unweigerlich der Name Renato Frick, der heute 69-jährige Meister des Schachs in Liechtenstein. Man kann Renato Frick, ohne zu übertreiben, auch als «Schachlegende» bezeichnen.
Schach gilt als eine speziell auch für die ältere Generation interessante Beschäftigung oder Sportart, die viel zur geistigen Fitness beitragen kann. Werner Ospelt hat sich mit Gerold Schädler und Renato Frick über Schach unterhalten und wollte mehr über den langjährigen Liechtensteiner Schachmeister Renato Frick in Erfahrung bringen.
«Eine unserer Aufgaben ist die Organisation von jährlich stattfindenden Turnieren, wie die Schülermeisterschaft, das internationale Jugendturnier sowie die Landesmeisterschaften.»
Der Liechtensteinische Schachverband besteht zurzeit aus den beiden Schachclubs Triesen und Vaduz. Laut Präsident Gerold Schädler ist eine Wiederbelebung des viele Jahre erfolgreichen Schachclubs Unterland in Bearbeitung. Und weiter führt er aus: «Eine unserer Aufgaben ist die Organisation von jährlich stattfindenden Turnieren, wie die Schülermeisterschaft, das internationale Jugendturnier sowie die Landesmeisterschaften. Ein besonderes Anliegen ist uns die Förderung des Nachwuchses. Eines unserer Vorzeigeprojekte ist das Schulschach, welches in vier Schulen unseres Landes integriert ist und auf steigendes Interesse weiterer Schulen stösst.»
60PLUS wollte von Gerold Schädler wissen, was im Jubiläumsjahr geplant ist.
Gerold Schädler: «Das Jubiläumsjahr steht unter dem Motto ‹Schachoffensive Liechtenstein›. Der Schachverband hat ein reichhaltiges Programm an Aktivitäten entwickelt, um Schach in Liechtenstein einen höheren Stellenwert zu verschaffen. Am 14. November 2021 findet unser eigentliches Jubiläumsevent statt. Neben einer Simultan-Vorstellung ist vor allem die Präsentation der ersten liechtensteinischen Schachbriefmarke ein Highlight. Eine Jubiläumsbroschüre, die in Bearbeitung ist, zeigt die Geschichte und die Vorzüge des Schachs, gerade auch für Senioren auf. Die Senioren sind selbstverständlich an allen unseren öffentlichen Veranstaltungen, sei es als aktive Teilnehmer oder als Zuschauer herzlich willkommen. Darüber hinaus zielen unsere Schachkurse, die wir im laufenden Jahr veranstalten, gezielt auch auf ein älteres Publikum ab.»
Auf die Frage, warum Schach besonders attraktiv für ältere Leute sein soll, gibt Gerold Schädler folgende Antwort: «Im Alter ist es wichtig, das Gehirn zu beanspruchen. Es reagiert genau wie jeder andere Muskel, der nur durch Training fit bleibt. Forscher fanden heraus, dass Menschen, die älter als 75 Jahre sind und regelmässig Strategiespiele wie Schach spielen, seltener an Demenz erkranken als Personen, die keine Brettspiele spielen. Läuft das Gehirn auf Sparflamme, verliert es an Leistung. Also ein Grund mehr, vor und nach dem 75. Geburtstag Schach zu spielen.
Viele haben Angst, sich an das Schachspiel heranzuwagen, da sie denken, es bräuchte eine überdurchschnittliche Intelligenz. Dem ist überhaupt nicht so. Jeder kann Schach lernen und nicht selten gewinnt der risikofreudigere oder kreativere Spieler gegen den analytischen Denker.
Im Gegensatz zu den körperbetonten Sportarten ist Schach ein Generationensport, sprich ein 7-Jähriger und eine 80-Jährige können problemlos miteinander spielen. Dabei ist es nicht so, dass der Junge automatisch gegen die Ältere gewinnt.
Besonders wichtig beim Schach ist jedoch auch der soziale Aspekt. Viele ältere Mitglieder unserer Schachclubs geniessen das regelmässige Zusammentreffen, die zwischenmenschliche Begegnung, die Zugehörigkeit zu einer Gruppe Gleichgesinnter und das gesellige Beisammensein.»
«Ja, Schach mit seinen vielen nationalen und internationalen Turnieren ist eine weltweit anerkannte Sportart. Aber viele verbinden mit Schach darüber hinaus auch Spiel, Kunst oder Wissenschaft.»
Es gibt sicher viele Leute, die sich fragen, ob Schach überhaupt ein Sport ist? Gerold Schädler sagt dazu folgendes: «Ja, Schach mit seinen vielen nationalen und internationalen Turnieren ist eine weltweit anerkannte Sportart. Aber viele verbinden mit Schach darüber hinaus auch Spiel, Kunst oder Wissenschaft. Für mich persönlich ist es vor allem das Spielerische, die Spannung des Wettkampfes sowie die Möglichkeit, Eigenschaften zu trainieren, die auch im sonstigen Leben eine grosse Rolle spielen wie geistige Fitness, strategisches, taktisches und vorausschauendes Denken, Risikoabwägung, Beharrlichkeit, Kreativität und Intuition. Aber vor allem hat mich immer auch die zwischenmenschliche und verbindende Komponente des Schachs innerhalb der verschiedenen Schachclubs, deren Mitglied ich war, fasziniert.
Renato Frick Liechtensteiner Schachmeister und «Schachlegende»
Der Balzner Renato Frick wurde 1952 geboren und ist die ersten neun Jahre in Mäls vis-à-vis «vom Flaschner Böchel» und ab 1961 in der Heiligwies 451 aufgewachsen. Sein Grossvater Serafin Frick war unter dem Übernamen «Geissler Serafin» bekannt und sein Vater August Frick war der «Schnider Gustl». Die Mama Beatrice Frick-Cabral stammte aus Italien. Drum ist der zweite Vorname von Renato Valentino. Renato Frick wohnt heute in Nendeln und ist seit vielen Jahren ein passionierter Schachspieler und Trainer mit einer eigenen Schachschule.
Laut Renato Frick war Papa Gustl Frick ein sehr guter Schachspieler und war schon 1961, also bereits 10 Jahre vor Gründung des Liechtensteiner Schachverbandes, Landesmeister. Leider habe er ihm das Schachspiel nie beigebracht.
Die Schachkarriere von Renato Frick begann 1971 in der Kantine der Firma Censor in Vaduz
Wie Renato selber sagt, erlernte er das Schachspiel erst im Alter von 19 Jahren und zwar beim Kiebitzen in der Kantine der Censor AG, wo er die Lehre zum FEAM (Fernmelde- und Elektronik-Apparate-Monteur) absolviert hat. Renato erzählt, dass zwei ältere Kollegen jeden Mittag nach dem Essen Schach gespielt haben. Ihn faszinierte das Spiel und als einer der beiden Spieler eines Tages ausfiel, fragte der andere Renato, ob er nicht eine Partie mit ihm spielen wolle. Das hat Renato dann auch gemacht und dann hat dieser Arbeitskollege nur noch mit ihm Schach gespielt. «So hat alles angefangen», sagt Renato.
Dem Schachspiel verfallen
Renato Frick fand in der Bibliothek seines Vaters ein Buch des fantastischen Schachspielers und -pädagogen Dr. Siegfried Tarrasch aus dem Jahre 1931 mit dem Titel «Das Schachspiel». Diesem Buch widmete Renato seine volle Aufmerksamkeit und es hat ihn fasziniert: «Ich verschlang das Buch wie noch nie ein anderes zuvor und war fortan dem Schachspiel verfallen.»
Niederlagen stachelten den Ehrgeiz von Renato Frick nur noch mehr an
Renato Frick spielte an der vom neu gegründeten Liechtensteiner Schachverband in Balzers organisierten Landesmeisterschaft mit, wurde Letzter uns stieg ab. Das liess er nicht auf sich sitzen und trainierte hart für den Wiederaufstieg.
Renato Frick erinnert sich an den im gleichen Jahr in Reykjavik ausgetragenen Jahrhundertwettkampf um die Weltmeisterschaftskrone im Schach zwischen Weltmeister Boris Spasski aus der Sowjetunion und dem US-amerikanischen Herausforderer Robert (Bobby) James Fischer. Dieser schlug den Russen vernichtend. Das unermüdliche, autodidaktische und auf Bobby Fischers grossartigen Lehrbüchern aufgebaute Schachtraining zahlte sich vier Jahre später aus. Im Jahre 1976 wurde Renato Frick das erste Mal Liechtensteiner Landesmeister.
Ein Highlight mit Vorsteher Mane Vogt
Renato Frick denkt gerne an Mane Vogt zurück: «Eines der Highlights meiner Schachkarriere war, als 1978 der damalige Vorsteher Emanuel Vogt (Mane Vogt, mit seinem legendären Ausspruch: «Mier z Balzers») eines Montagabends völlig unerwartet während der Clubmeisterschaft im Restaurant Engel in Balzers auftauchte und mir zum Dreifachen Landesmeister gratulierte und ein vom Balzner Künstler Bruno Kaufmann kreiertes und signiertes Bild der Gemeinde Balzers überreichte. Eine wunderschöne Erinnerung und ein sehr emotionaler Moment, für den ich Mane heute noch dankbar bin.»
«Einen meiner grössten Erfolge durfte ich dann 1985 am Zürcher Weihnachtsturnier «Nova Park» feiern, wo ich einen fantastischen Sieg vor 256 weiteren Schachspielern feiern durfte.»
Renato Frick vertrat Liechtenstein an zwölf Schacholympiaden und erinnert sich gerne: «Meine Schachkarriere entwickelte sich stetig weiter, immer wieder gelangen mir neue Höhenflüge. Einen meiner grössten Erfolge durfte ich dann 1985 am Zürcher Weihnachtsturnier «Nova Park» feiern, wo ich einen fantastischen Sieg vor 256 weiteren Schachspielern feiern durfte. Ein ganz besonderes Highlight war im Jahre 1988 die erste Teilnahme einer Liechtensteiner Nationalmannschaft an der Schacholympiade in Thessaloniki, dem grössten und schönsten Schachevent der Welt. Später kamen Olympiaeinsätze in Manila, Moskau, Istanbul, Dresden, Baku, Batumi usw. hinzu.» 2017 feierte er sein letztes absolutes Schachhighlight, als er an den offenen Bayerischen Schachmeisterschaften den Titel des Bayerischen Seniorenmeisters erringen konnte.
Ein Herzensprojekt von Renato Frick: Das Schulschachprojekt CIS
Renato Frick: «Eines meiner Herzensprojekte ist, nebst meinen vielen anderen Engagements in den Clubs und in der Liechtenstein Chess Federation LCF, das von mir initiierte und auf die Beine gestellte Schulschachprojekt CIS (Chess in School), mit welchem der Verband seit nunmehr sechs Jahren an diversen Schulen im Land Schachunterricht erteilt und das sich einer immer grösseren Beliebtheit bei Schülern, Eltern und Lehrern erfreut. Solche Erfolge erfreuen mich sehr und erfüllen mich mit Stolz.